Tasch / @ta_.m.e
🗯️Ich will nicht sterben. Meine Arme tun weh, und ich habe kaum noch Kraft in meinen Händen. Die letzten Tage waren gut. Aber jetzt fühle ich mich wieder näher am Tod als am Leben. Ich fühle mich hilflos, fast jeden Tag kämpfe ich mit der Angst vor dem Tod. Jedes geflüsterte Wort, das ich spreche, oder jedes Mal, wenn ich mein Handy benutze, muss ich abwägen. War das zu viel? Ich lebe in ständiger Angst, vor einem weiteren lebensbedrohlichen Crash. Wie könnte das meine psychische Gesundheit nicht beeinflussen?
Diese Angst ist nicht eingebildet. Sie ist real. Ihr könnt Menschen mit ME helfen, indem ihr uns unterstützt. Indem ihr helft, mehr Geld für die fehlende Forschung zu bekommen – und uns eine Perspektive gebt. Eine Perspektive zu haben könnte für mich vieles ändern und Menschen mit ME vor dem Suizid bewahren. Ja, auch das ist Realität. Wir sollten darüber sprechen und es nicht ignorieren, nur weil wir zu viel Angst haben, über den Tod zu sprechen. Es betrifft Familien, Freund:innen und die Community.Wir sollten Suizid nicht tabuisieren und ihn als Teil der Geschichte von ME anerkennen. Wie könnten wir das anders tun, als dass wir uns dem Thema stellen: unter diesen Schmerzen zu leben und keinerlei Perspektive zu haben – weil es noch Jahre an Forschung brauchen wird und die Regierung unser Überleben nicht priorisiert – ist es nicht ungewöhnlich, irgendwann Suizidgedanken zu haben. Nicht jede:r möchte diesen Gedanken in die Tat umsetzten, aber wir sollten keine Angst haben, darüber zu sprechen und diesen Gedanken Raum zu geben. Damit die Betroffenen nicht allein damit bleiben – um zu überleben und auszuhalten.
Menschen mit ME brauchen (mitfühlende) Versorgung und emotionale Unterstützung, auch wenn es für uns alle schmerzhaft sein kann, sich dabei dem Thema Tod zu stellen. Es ist hilft mir, wenn Menschen nicht wegsehen. Aber Wegsehen ist nicht das einzige Problem. Das Problem ist, dass unser Überleben keine Priorität hat. Dass zu wenig Geld in Forschung fließt. Dass Versorgungslücken bleiben. Dass es nur wenig Aufklärung über die Schwere der Erkrankung gibt und dass wir, als schwer und schwerst Betroffene, fast keine medizinische Versorgung erhalten – obwohl wir diese so dringend benötigen. Im letzten Monat habe ich von vier Menschen aus der Community gehört, die gestorben sind. Manche an der Krankheit, manche durch Suizid. Und dabei bekomme ich längst nicht alle Nachrichten mit – weltweit sind es so viel mehr. Seitdem ich schwerstbetroffen bin, fühle ich jeden Tod so sehr. Ich trauere um den Verlust ihres Lebens, und ich fühle mit ihren Familien und Freund:innen. Die Community leidet darunter, von diesen Todesfällen zu hören – und für mich bleibt die ständige Angst, dass es eines Tages mein Tod ist.
Schaut nicht weg.
